Werkbericht

Abendmahlgeschirr aus Keramik/Steinzeug, freigedreht, für die St. Johannes der Täufer Kirchengemeinde in Winsen/Aller, bestehend aus 128 kleinen Kelchen, 4 Gemeinschaftskelchen, 4 Gießern, 4 Oblatenschalen.

Für eine neue Form des Abendmahls mit Einzeltrinkgefäßen benötigte unsere Kirchengemeinde ein neues Abendmahlgeschirr. Da es noch keine konkreten Vorstellungen gab, fertigte ich nach einer ersten Anfrage im Sommer 2020 verschiedene kleine Becher und Kelche an. Die Begutachtung der ersten Muster durch die Pastorin, die Pastoren und den Kirchenvorstand ergab bereits die Präferenz für eine Kelchform (sinnbildliche Formensprache Kelch, sowie gute Handhabung)

Grundidee / Konzept / Merkmale des Geschirrs

Formgebung

  • konkave und konvexe Formelemente

Oberfläche

  • cremeweiß engobiert durch Pinselauftrag,
  • weinroter Streifen (Unterglasur) als verbindendes Merkmal
  • für die Saftkelche und -gießer unglasierter Fuß bzw. Hals
  • glasiert mit selbstentwickelter seidig-opaker Feldspatglasur

Besondere Herstellungstechnik

Die vier größeren Gemeinschaftskelche werden aus zwei einzeln gedrehten Teilen  - dem Schaft und der Schale (Kuppa) - im lederharten Zustand zusammengesetzt. Die kleinen Kelche sind dagegen als ein ganzer Körper freigedreht, da hier materialgerechter.  Trotzdem eine kleine Herausforderung, die etwas Einarbeitung bedurfte, da die Schale auf dem sich verjüngenden, schmalen Schaft beim Drehen leicht zu wanken beginnt. Die sich ergebende kleine Öffnung vom Übergang des engen Schaftes zur Schale wird im lederharten Zustand mit einer kleinen abgeflachten Tonkugel verschlossen.

Um eine angemessene Größe (Drehmaße minus Trocken-und Brennschwindung) und die dafür passende Menge Ton zu ermitteln, erfolgten einige Proben.

Kelchform

Der Durchmesser der Standfläche ist etwas kleiner gewählt als der obere Durchmesser der Schale. Die Kuppa sollte weder zu flach noch zu tief sowie ausreichend weit sein, um eine gute Funktion beim Einschenken und Trinken zu gewährleisten.

Beim Verhältnis von Gesamthöhe zu Schafthöhe bzw. von Schafthöhe zur Höhe der Kuppa folgte ich meinem Formempfinden. Es ergab sich ein Verhältnis von um die 1,6 , was dem Goldenen Schnitt nahekommt.

Die Kelche  sind langsam über einige Tage unter Folie getrocknet, um Trockenrissen vorzubeugen.  

Material

Ich benutze eine sehr feinschamottierte beige Masse aus dem Westerwald. Die darin unregelmäßig verteilten Spots beleben die Oberfläche.

Formgebung

Die Art der Formgebung – das Freidrehen – bestimmt  das Wesen der Kelchgruppe.  Durch das Freidrehen ergeben sich kleine Größenvarianten. Jeder Kelch bleibt dadurch ein Einzelstück innerhalb der Familie.  

Farbgebung und Oberfläche

Als Farbakzent für das Abendmahlgeschirr wünschte sich die Kirche ein Weinrot auf den weiß-engobierten Stücken. Ich entschied mich für die Verwendung zweier weinroter Unterglasurfarben, die ich mit Wasser und einem speziellen Malmedium  anpastete. Mit feinem Pinsel wird ein  weinroter Streifen gerändert. Zur Unterscheidung zwischen Wein- und Saftgefäß werden Kelchfuß bzw. der Hals des Gießers unglasiert belassen, sodass das  Ursprungsmaterial als warmer Erdton sichtbar ist.

Gießer

Die zylinderartigen Gießer (leicht konkaver Körper, leicht konvexer Hals) werden direkt umfasst, die Hand umschließt unmittelbar das Gefäß. Es ist bewusst auf einen Henkel verzichtet worden. Die dünn ausgezogene Schnaupe ermöglicht ein gutes präzises Gießen. Die Gießer fassen halb gefüllt ca. 400 ml  Wein oder Saft. Das ist ausreichend für gut 20 kleine Kelche.

Oblatenschale

Sie ist relativ flach und weit geöffnet gestaltet, cremeweiß engobiert mit einem weinroten Streifen am Rand innen. Die Unterseite bleibt unglasiert.

Brand

Die Stücke sind im Elektro - Ofen zunächst bei 900 °C und abschließend bei ca. 1215°C dicht gebrannt. Das Material erfährt durch den Brand eine  komplette Veränderung. Durch die Wahl der Materialien, die Art der Formgebung und Oberflächengestaltung versuche ich, etwas von der  Geschmeidigkeit des Ausgangsmaterials über den Brand hinaus optisch und haptisch zu erhalten.

Platzierung im Kirchenraum

Die kleinen Kelche stehen beim Abendmahl an zentraler Stelle auf dem Taufbecken der Kirche. Ein großes gedrechseltes Tablett aus Eschenholz des Drechslers Michael Voss aus Hameln nimmt dort 56 kleine Kelche auf. Zum Nachstellen bei größeren Abendmahlsfeiern dienen zwei weitere, etwas kleinere Tabletts von ihm (www.drehwerk-hameln.de), die im Altarraum warten.

 

Die Holztablets für die Kelche hat die Drechselei Michael Voss hergestellt.

Ausfürlich wird das gesamte Projekt im Gemeindebrief der evangelischen Kirche St. Johannes der Täufer Winsen (Aller) vorgestellt.